Samstag, September 21, 2024

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Tierschützer warnen vor den Gefahren von Hochwasser und Feuerwerk

Wildtiere leiden derzeit stark unter dem Hochwasser. Sie finden kein Futter, kühlen aus und werden krank. Mit dem Silvester-Feuerwerk kommt eine weitere Bedrohung.

Dass Silvesterfeuerwerk für Tiere und Umwelt eine große Belastung darstellt, ist inzwischen bekannt. Der Lärm und die grellen Lichter lösen vor allem auch bei Wildtieren Panik und Stress aus. Dabei sind die Tiere in diesem Jahr ohnehin schon schwer belastet: Durch Dauerregen und Hochwasser befinden sie sich in einer akuten Notlage. Der Lebensraum der Tiere wird durch das Hochwasser massiv eingeschränkt, sie finden kaum noch Orte, um sich auszuruhen oder Futter zu suchen.

„Die hatten kein schönes Weihnachten“ – Hochwasser stellt Tiere vor massive Probleme

„Es gibt aktuell so viel Wasser wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Tiere müssen sich alle ihre angestammten Plätze verlassen und sich dorthin begeben, wo sie noch trockene Füße haben. Wenn man sich umschaut, sieht man meilenweit nur Wasser“, sagte Antje Dahlweg, Leiterin des Hegerings Achim im Landkreis Verden der Nachrichtenagentur Nord-West-Media zufolge.

Die Tiere hätten zurzeit massive Probleme, Futter zu finden. „Die hatten kein schönes Weihnachten.“ Dazu kämen noch sogenannte Hochwasser-Touristen. Also Schaulustige, die in die Hochwasser-Regionen vordringen und die erschöpften, verängstigten Tiere zusätzlich immer wieder in Panik versetzen.

Hochwasser und Wildtiere: Schwere Zeit für Winterschläfer wie Haselmaus oder Igel

„Zu den anhaltenden Regenfällen lässt sich sagen, dass alles, was im und am Boden lebt und nicht flüchten kann – entweder weil es zu langsam ist oder überrascht wurde – vom Hochwasser gefährdet ist“, sagt die Deutsche Wildtierstiftung auf Anfrage von kreiszeitung.de. Während sich Hirsche, Füchse oder Wildschweine an einigermaßen trockene Orte zurückziehen, haben es Insekten und Winterschläfer, die am Boden leben, deutlich schwerer, erklärt Pressereferentin Jenifer Calvi.

Jungtiere seien besonders gefährdet, durch die anhaltende Feuchtigkeit krank zu werden. Langanhaltender Regen sei zum Beispiel sehr ungünstig für den Feldhase, der ursprünglich ein Steppenbewohner ist. „Frischlinge von Wildschweinen, die noch keine wasserabweisende Unterwolle besitzen, kühlen schnell aus und können dann und etwa eine Lungenentzündung bekommen.“ Wenn junge Biber nicht rechtzeitig aus ihren Dämmen kommen, können sie ertrinken.

Hochwasser und Feuerwerk: Wildtiere geraten in große Not – und können krank werden

Die ohnehin schon besorgten Naturschützer schlagen inmitten dieser schwierigen Zeiten jetzt einmal mehr Alarm. Denn mit dem Jahresende kommt für sie eine weitere große Sorge hinzu: der heute anrollende Feuerwerks-Verkauf.

Damit dürfte die akute Notlage der Tiere ihrer Ansicht nach noch weitaus schlimmer werden. „Feuerwerk in der freien Natur ist ein Worst-Case-Szenario. Die Tiere bekommen einen Schreck, flüchten durch das Hochwasser und ertrinken“, erklärt Sarah Meyer, Vorsitzende der Rehkitzrettung Fischerhude e.V.

„Wir haben schwimmende Rehe gesehen. Das ist nicht normal“ – Tierschützer schlagen Alarm

Denn die Hochwasserlage ist und bleibt vielerorts angespannt. „Das Hochwasser steigt überall. Die Tiere werden verdrängt. Wir hier in Fischerhude kennen das. Aber in diesem Ausmaß nicht. Die Tiere haben kaum noch Rückzugsmöglichkeiten, sondern nur noch kleine Flächen zur Verfügung. Dadurch fällt viel bei der Futtersuche weg und bei der Ruhe“, erklärt Meyer.

Sie mahnt daher Spaziergänger, die überschwemmten Gebiete zu meiden, egal ob mit Hund oder ohne – und in diesem Jahr möglichst auf das Böllern zu verzichten. Denn die Tiere seien bereits jetzt, auch ohne Lärm, in einer absoluten Ausnahmesituation. „Wir haben schon schwimmende Rehe gesehen. Das ist nicht normal. Sie sind in Not.“

Hochwasser-Tourismus und Feuerwerk: Tierschützer mahnen, die Tiere in Ruhe zu lassen

Auch in Achim machen sich viele Schaulustige auf den Weg. Doch „zum Glück ist so viel Gebiet überflutet, dass die Menschen gar nicht weit kommen und dicht am Dorf bleiben müssen. Darüber freut sich das Wild“, erklärt Antje Dahlweg vom Hegering Achim. Sie bittet die Anwohner, möglichst auf den befestigten Wegen zu bleiben und nicht einfach unbekümmert zu böllern – schon gar nicht in beruhigten Gebieten. Lautes Knallen in abgelegeneren Ecken oder in der Nähe von Wiesen würde die Tiere wieder in die Flucht treiben – und die Gefahr vergrößern.

Deutsche Wildtierstiftung appelliert, auf Böller und Knaller zu verzichten – gerade in der Stadt

„Keine Frage: Silvesterknaller sind nichts für Wildtiere“, sagt auch Jennifer Calvi von der Deutschen Wildtierstiftung. „Sie haben einen sehr empfindlichen Gehörsinn, der sie vor Gefahren jeder Art warnt.“ Die Knallerei würde sie zur sofortigen, panischen Flucht bewegen – da die Tiere auch urplötzlich überrascht würden und nicht ahnten, was ihnen bevorsteht.

„Vor allem die Wildtiere in der Stadt leiden, vom Eichhörnchen im Baum bis hin zum Igel, der vielleicht ausgerechnet unten an dem Supermarkt-Parkplatz, auf dem geböllert wird, im Gestrüpp sein Schlafnest gebaut hat und im tiefen Winterschlaf liegt. Fährt der Schreck den Tieren in die Glieder, müssen sie ihren Stoffwechsel schlagartig hochfahren, um zu flüchten und das kostet sie wiederum Energie, die sie im Winter dringend zum Überleben brauchen“. Die Tierschützer mahnen daher, Rücksicht zu nehmen und zum Schutz der Tiere auf das Böllern an Silvester zu verzichten.

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